Unterm fahlen Mondlicht ertüftelt die kanadische Naturparfümerie LVNEA ihre komplexen tiefgründigen Parfüms aus botanischen Rohstoffen und seltenen Pflanzenessenzen. Die folkloristischen Indie-Kreationen von April Engloner machen sich an die Erforschung natürlicher und ätherischer Sphären, eine experimentelle olfaktorische Annäherung aus der Perspektive einer Botanikliebhaberin.
Okkultes Räucherwerk, botanische Duftalchemie
Spirituelle Offenbarungen, alchemistisch kredenzte Aureolen – bei LVNEA, sprich: Lou-ney-uh, ist nichts so wie es scheint. April Engloner, aka April Lea, autodidaktische Naturparfümeurin mit rumänischen Wurzeln, erschuf mit ihrer Duftboutique in Montréal ein kleines Mysterium, eher antiquiertes Apothekenlabor als Parfümerie und vollgestopft mit magischen Kuriositäten. Das Mondkind im Sternzeichen des Krebses himmelt den natürlichen Erdsatelliten an, umso naheliegender erscheint der gewählte Markenname. Was mit handgemachter Seifenproduktion begann, entwickelte sich allmählich zur Obsession für ätherische Öle und Absolues. Lea erforschte alte Aufzeichnungen, besuchte Workshops und Online-Kurse, um ihr Leidenschaftsprojekt zu vertiefen. Ihre Liebe zu Grandiosem, überlieferter Alchemie und Spiritualität widerspiegelt sich in düsteren Riechfläschchen, deren mitunter kryptisch zu entschlüsselnde molekulare Formelfülle sich der Erkundung transzendentaler Sphären widmet.
Die beschirmende Aura aus Pflanzen- und Kräuterkunde, Astrologie und antiker Mythologie ist dingfest wahrnehmbar – Natürliches und Übersinnliches verdichtet sich in folkloristisch anmutenden Indie-Kreationen in von Hand abgefüllten Mikrochargen. Gleichwohl folgt die amerikanisch-kanadische Aromaparfümeurin seit 2016 zielstrebig ihrer künstlerischen Berufung: einer nicht greifbaren jenseitigen Verbindung zu Naturmaterialien bei der Auslotung von prägnanten Geruchsspuren. Die universell zugänglichen Nischenkreationen auf Bio-Zuckerrohrbasis, durchdrungen von kosmischer Energie, materialisieren sich in inhaltsschweren wie komponentenreichen Notenzusammensetzungen, akribisch studierte olfaktorische Panoramaskizzen vom Schauplatz der Geschichte. Funky und rauchig, ledrig und animalisch im Anhauch, schwimmen die duftenden Abstraktionen im Oberwasser, bezeichnend für die von historischen Eaux de Cologne und geweihten Kräutertränken adaptierten Spirit Waters. Diese galten einst kulturübergreifend als probate Allheilmittel für körperliche Wehwehchen und schamanische Rituale.
In der Stille pappelgesäumter Grabzufluchten
BABYLON ROSE, die limitierte Neuauflage von 2020, versteht sich als Ode an die sagenumwobene Pracht und paradiesische Vegetation des antiken Babylons. Der opulent schwüle, feuchtwarm gewürzte Rosenduft betritt ehrfürchtig das Tor der Götter, gehüllt in sein narkotisierendes Odeur aus schwarzem Pfeffer, weißem Kampfer, Safran, Nelke, Mairose, bulgarischer Damaszener Rose, Eukalyptus- und Kaffee-Absolue, einer gebrauten Rübentinktur, wildem Vetiver, Oud und Sandelholz. GHOST PINE beschreibt ein naturalistisches Zirbengedicht. Der lebendige harzig-holzige und süßlich balsamische Chypre-Crack rastet in der kühlen Morgendämmerung unter einem Blätterbaldachin, gebettet auf ein weiches Polster aus trockenen Kiefernnadeln, modrigem Laub, Moos- und Rindengeflecht und morschen Hölzern.
ROSE FANTÔME flaniert inmitten morbider Totengräberkulisse zwischen verwitterten moosbedeckten Grabsäulen und verwelktem Blumenschmuck auf dem berühmten Pariser Parkfriedhof Cimètiere du Père-Lachaise. Vorbei an den letzten Ruhestätten von Abaelard und Heloise, Edith Piaf und Oscar Wilde, entweicht den marmornen Krypten ein verwesendes Hagedornaroma, eine wehklagende Symphonie mit erdverwurzelten Noten von Immortelle, Heu, Gräsern, Steinpilzen, Laub, Eichenmoos und Eichenholz.
LVNEA ist derzeit in der hauseigenen Duftboutique in Montréal, in ausgewählten US-amerikanischen Parfümshops, Concept Stores, im deutschen NICHE-BEAUTY-Shop sowie im Markenshop zu entdecken.

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