Das Special Interest-Leserthema „Künstliche Intelligenz in Health & Beauty“ ist unser zukunftsinspiriertes Monats-Feature in Claudias Beauty-Talk N°18. Magazinherausgeberin, Kosmetikfachfrau und Visagistin Claudia Rakow analysiert maschinelles Lernen und Big Data-News im Kosmetik- und Gesundheitssektor.

Ist revolutionäre Kosmetiktechnologie nachhaltig steuerbar?
Ganz klar, die Kosmetikbranche steckt mitten im globalen Hightech-Wertewandel. Ob nun personalisierte digitale Pflegeempfehlungen, App-basierte DIY-Tools oder virtuelle Make-up-Anprobe bis hin zur KI-gestützten Produktentwicklung im vakuumversiegelten Formel-Labor – multitechnisches Zusammenwirken ist das Zauberwort im kundennahen Hochleistungsbusiness. Nie zuvor wurde so viel geprüft, prozessausgewertet und mittels Artificial Intelligence feinjustiert. Dieser umgreifende technologische Optimierungszwang führt allerdings nicht zwangsläufig zu besseren Kaufentscheidungen und damit perfektionierten Hautpflegeergebnissen. Denn es gibt per se eine fehlerbehaftete Inkonstante, die auch der schlaueste KI-Robot nicht einkalkulieren kann: die menschliche Bereitschaft, sich in aller Konsequenz und täglich diszipliniert den kompliziert berechneten Step-by-Step-Anleitungen zu widmen.
Und auch sonst geht die Definition von nachhaltig entschleunigter Quality Time nicht konform mit Anti-Aging-Hilfsmitteln aus dem galaktischen Enterprise-Fundus, geliefert im sperrigen XL-Versandpaket mit Handbuch, Adapter, Kabelsalat, und, ja, auch Unmengen von Plastikzubehör. Wo namhafte Beauty Devices-Anbieter wie FOREO aus Schweden, US-Peeling-Papst DR. DENNIS GROSS oder das britische Tech-Portal CurrentBody in Lichtgeschwindigkeit auf immer neue verschönernde, obendrein platzraubende wie hochpreisige Premiumgeräte für die multimodale Heimanwendung setzen, da lauert trotz optimistischer Garantieversprechen hochsensible und somit jederzeit störanfällige Funktionalität. Ergo bauen angehende Heimwerker doch lieber das langlebig robuste IKEA-Regal zum x-ten Mal im Selbstversuch auf.
Vom Beauty-Chatbot zum interaktiven Duft-Quiz
Big Player wie SEPHORA oder L’Oréal Paris ignorieren derlei funktionsbelastete Besorgnis und forcieren für die naturgemäß technikverliebte Generation Z fröhlich mitgestaltende Community-Interaktion – clevere Chatbots verhelfen zum aktiven Engagement im Konversationsmarketing. Das Ergebnis der L’Oréal und Automat-Cowork ist der Beauty Gifter Chatbot für den Facebook Messenger-Informationsaustausch hin zu personalisierten Produktempfehlungen, verbunden wiederum mit dem E-Commerce-Programm für gezielte Markenkaufoptionen. Smashbox aus Los Angeles installierte im Übrigen den ersten britischen Beauty-Chatbot auf Facebook – der Smashbot macht virtuelle Make-up-Looks erlebbar, gekoppelt an das hauseigene Checkout-System.
Selbst zur validierten Inhaltsstoffherstellung werden heute umfangreiche Datenanalysen herangezogen, denn Big Data nutzt maschinelles Lernen mittels kulturübergreifender Fragebogenauswertungen oder Quiz-Tests zur beliebigen Formelanpassung von Beduftung, Farbe, Textur und Ingredienzien unter Berücksichtigung klimatischer Faktoren, Altersbedürfnisse und persönlicher Vorlieben. Kommt also der biotechnologisch und neurosensorisch veredelte Supercocktail fabrikfrisch aus der KI-Laborretorte, ist auch das olfaktorische Bespoke Parfüm-Experiment der boomenden Nischenduftindustrie nicht weit. Astrologie, Spiritualität, Lifestyle und Kernparameter aus der Aromachologie fließen in individuell angefertigte Private Label-Kreationen in verbraucherfreundlichen Kleinstabfüllungen, ein flottes Mix & Match-Layering, rhythmische Duftspielerei im flexiblen Monats- oder Jahresabonnement.
Hautprobleme? – Frag doch Cortana!
Wir haben uns in den letzten 10 Jahren bereits an Pflegeempfehlungen mittels KI-gestützter Suchmaschine oder ausgefeilte gerätespezifische Hautdiagnostik im Kosmetikinstitut, in der Parfümerie oder am POS-Counter gewöhnt. Hochentwickelte Algorithmus-basierte Sensortechnologie liefert hierbei Hautzustandsberichte in Echtzeit mithilfe Bildgebungskontrolle und maßgeschneiderte Behandlungsprotokolle, die genau auf erzielte Behandlungsfortschritte abgestimmt werden. Beauty-Jünger vertrauen dabei gern ihrer qualifizierten Lieblingskosmetikerin bei der Auswahl von passgenauen leistungsfähigen Longevity-Strategien zur Gesichtsharmonisierung oder Figuroptimierung. Der Technik-Fuhrpark im Studio, Day Spa oder Medical Center explodiert geradezu rasant, eine unternehmerische Spagat-Expansion in teure Leasingraten, die sich hoffentlich im smart kalkulierten Behandlungsmenü gewinnbringend auszahlt. Das ferngesteuerte Ziel apparativer Zukunftsinvestitionen: fortwährend individualisiertes Know-how für wissensbasierte Schönheitsroutinen, die hauttypgerecht dem Alter entgegenwirken.

Datengenerierte Personal Skincare und Total Body Mapping
Computer-trainierte Geschäftsmodelle, die Künstliche Intelligenz, analytische Datenbanken und akademische Forschung verknüpfen, um wissenschaftlich geprüfte, klinisch wirksame proprietäre Clean Beauty in neuartiger verbraucherorientierter Hauterfahrung zu generieren, verfolgt auch die weltweit größte, europaweit expandierende digitale Skincare-Database PROVEN – The Skin Genome Project, Gewinner des MIT Artificial Intelligence Technology Award 2018. Das von Frauen geführte, 2017 gegründete Tech-Start-up aus Kalifornien ist hochgelobter Pionier auf dem Gebiet der personalisierten dermatologischen Hautpflegeproduktentwicklung.
Fortschrittliche gesundheitsbewusste Medizintechnik verbirgt sich dagegen im Anatomischen Total Body Mapping (ATBM), eine hochmoderne KI-gestützte Bildgebungstechnologie mittels IntelliStudio von Canfield Scientific. Der von etablierten Ästhetik-Kliniken und Medical Centern wie ISARDERMA aus München praktizierte Hautkrebsvorsorge-Scan auf mikroskopischer Ebene ermöglicht eine präzise Ganzkörperkartografie als Ergänzung zur bewährten Auflichtmikroskopie. Das vollautomatische 3D-Screening bietet Fachexperten maximale Sicherheit und Risikobewertung bei der Früherkennung und Diagnostik durch die systematische Identifikation von Hautveränderungen, Pigmentierungen und Muttermalen.
Leseranfragen & Kontakt
Sie haben spezielle Fachfragen zu Ihrem Hautbild, bestimmten Wirksubstanzen oder allgemeinen Kosmetikthemen? Ihre Leserzuschriften zur Magazinveröffentlichung in „Claudias Beauty-Talk“ – bitte nur mit genehmigter Bildnutzung zu datenschutzkonformen Publikationszwecken –, schicken Sie direkt an unsere Hamburger Redaktion unter: info@justmeandbeauty.de, via Kontaktseite oder über das Kontaktformular am Ende des Beitrags. Wir freuen uns auf Ihre zahlreichen Einsendungen!

No Comments