Vitiligo, auch Leukodermie oder Weißfleckenkrankheit, der fleckenartig auftretende Pigmentverlust, ist eine chronische, nicht ansteckende Dermatose. Etwa drei Prozent aller Menschen leiden unter der vorübergehenden bis permanenten autoimmunen Blockierung oder Zerstörung der epidermalen Melanozyten. Wir beleuchten die Wesensmerkmale der psychisch beeinträchtigenden Pigmentstörung.
Krankhafte Depigmentierung der Haut
Bei Vitiligo, nicht zu verwechseln mit angeborenem Albinismus, handelt es sich um eine fleckförmige Pigmentstörung der Haut. Die epidermalen Pigmentzellen (Melanozyten) der Haut und Haarfollikel sind hierbei blockiert oder zerstört. Durch den dadurch hervorgerufenen Mangel des Farbstoffpigments Melanin treten vorwiegend an Händen, Unterarmen, Ellenbogen, Fingern und Füßen sowie im Gesicht auffallend kalkweiße Flecken auf. Sie sind unterschiedlich groß, rundlich, scharf abgegrenzt und zumeist symmetrisch langsam ausbreitend. Die vollständige Pigmentrückbildung ist oftmals einhergehend mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1 oder Hashimoto-Thyreoditis. Auslöser der chronischen, in jedem Alter vorkommenden Hauterkrankung sind genetische Prädispositionen und insbesondere akute Stressfaktoren sowie Verletzungen und ein geschwächtes Immunsystem. Spontane Repigmentierungen sind möglich.
Verlaufsformen und Therapiemöglichkeiten
Eine vollständige Heilung der Vitiligo ist nicht gewährleistet. Dennoch sollten Trigger-Faktoren wie zum Beispiel Sonnenbrand oder emotionaler Stress vermieden werden, um so das kontinuierliche Ausbreiten der weißen Flecke zu drosseln. Je nach Ausdehnung und Ausprägung unterscheiden Mediziner eine Schweregradklassifizierung von 10 bis 20. Entscheidend für die Therapiewahl ist das Erscheinungsbild der Erkrankung. So unterscheidet man zwischen generalisierter Vitiligo, fokaler Vitiligo und segmentaler Vitiligo:
- Etwa 80 Prozent der Betroffenen leiden unter der generalisierten Vitiligo, bei der sich häufig ein rascher Verlauf zeigt, oftmals in Assoziation mit Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen. Bei dieser Form eignet sich die UV-Therapie, bei der die betroffenen Areale großflächig mit UV-Licht bestrahlt werden.
- Bei der segmentalen Vitiligo, die durch ihre symmetrisch gezeichneten Flecken charakterisiert ist, zumeist bereits in der Kindheit beginnt und selten von anderen Autoimmunerkrankungen begleitet wird, stehen topische Salbentherapien im Fokus.
- Die fokale Vitiligo gilt als vergleichsweise therapieresistent. Typisch für diese Verlaufsform ist die einseitige unsymmetrische Verteilung der Flecken.
Neben den medizinischen Behandlungsmöglichkeiten mit topischen Steroiden, Kortisonsalben, der Medikation mit Beta-Blockern, Lasertherapien oder chirurgischer Transplantation gibt es auch kosmetische Maßnahmen, um die stigmatisierenden Flecken zu kaschieren. So benutzte Karen Faye, langjährige Maskenbildnerin des an Vitiligo erkrankten Superstars Michael Jackson, wasserfeste abdeckende Spezial-Camouflage, um im Anfangsstadium der Krankheit die pigmentlosen Areale an die dunkle Haut anzupassen. In einem Interview offenbarte Katherine Jackson später, dass der „King of Pop“ sich schließlich für ein risikoreiches chemisches Bleaching entschied. Daneben haben hochdosierte Beta-Carotin-Präparate, Ginkgo Biloba-Extrakte und der Einsatz von Selbstbräunern positive hauttonangleichende Wirkungen gezeigt.
Ob Säurebehandlung, Dermabrasion oder Kältetherapie – die exzessive Aufhellung der Haut ist nicht reversibel und bringt einige Gefahren mit sich. Aufgrund des eingeschränkten Barriere- und Pigmentschutzes reagiert die Haut deutlich sensibler auf UV-Strahlung; das Risiko von Folgeerkrankungen
wie Hautkrebs steigt signifikant. Zudem führt die extreme Lichtempfindlichkeit zu einem natürlichen Vitamin D-Mangel, der zwingend medikamentös ausgeglichen werden muss. Außerdem leidet ein Drittel der Patienten unter starkem Juckreiz. Wird die Haut unkontrolliert aufgekratzt, können sich Mikroorganismen wie Viren, Bakterien oder Pilze leicht ansiedeln und so zusätzlich für chronische ekzematische Hautirritationen sorgen.
Soziale Einschränkung bei Betroffenen
Viele betroffene Patienten schaffen es nicht, so selbstbewusst wie das prominente kanadische Model Winnie Harlow mit der häufigen Dermatose umzugehen, werden von ständigen Selbstzweifeln geplagt und vielerorts ethnisch und sozial ausgegrenzt. Emotionaler Stress kann das Fortschreiten der Vitiligo beschleunigen und so geraten Erkrankte oft in einen undurchtrennbaren Teufelskreis. Bei erheblicher psychischer Belastung und sozialer Isolierung sollten spezielle Psychotherapien oder Selbsthilfegruppen in Anspruch genommen werden.
Quellenverweis: medicalpress
Weiterführende Informationen und Buchlektüre:
Prof. Dr. Karin Uta Schallreuter: „Verdammte weiße Flecken“, Mauro Picardo/ Alain Taieb: „Vitiligo“, Deutscher Vitiligo Verein e.V., Baumkamp 18, 22299 Hamburg, E-Mail: info@vitiligo-verein.de, www.vitiligo-verein.de
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