Nach Expertenschätzungen erkrankt jeder vierte Deutsche einmal im Leben an Gürtelrose, ausgelöst durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV). Die endogene Reaktivierung einer alten VZV-Infektion wird durch spezifische Risikofaktoren begünstigt. Wir beschreiben Symptome und Ursachen des schmerzhaften und juckenden Hautausschlags.
Von der Nervenentzündung zum roten Hautausschlag
Gürtelrose, umgangssprachlich auch Gesichtsrose oder veraltet Gürtelausschlag genannt, ist eine Viruserkrankung, die durch eine Nervenentzündung entsteht und auf das umliegende Hautareal übergreift. Der zumeist halbseitige und lokal begrenzte Hautausschlag geht einher mit schmerzhaften, schubweise auftretenden, erhabenen Rötungen und nachfolgender Erythem- und Bläschenbildung. Die zunächst wasserklaren, später Lymphe-eingetrübten Bläschen brechen auf, trocknen nach etwa fünf bis sieben Tagen aus und verkrusten mit Borkenbildung. Gürtelrose heilt in der Regel nach zwei bis drei Wochen komplikationslos ab; atypische mehrmonatige chronische Verläufe werden zumeist von Narbenbildung und Hyperpigmentierung begleitet. Neurologisch bedingte Folgeschäden, kennzeichnend für die postherpetische Neuralgie (PHN) mit extremen dauerhaften Schmerzen, sind bei mehr als 20 Prozent der Erkrankten anzutreffen.
Herpes zoster ist eine endogene Erkrankung, die Reaktivierung einer alten Varizella-Zoster-Virusinfektion. Häufig im frühen Kindesalter übertragen und verursacht bei einer Windpockeninfektion, können Risikofaktoren wie ein stark geschwächtes Immunsystem, psychische Aspekte, Stress, UV-Licht oder immunsuppressive Therapien das Aufflammen der Folgeerkrankung begünstigen. Symptomatisch ist das gürtelartige Ausbreiten im Rumpf- und Brustbereich, seltener an Kopf, Armen, Beinen, Ohren, Genitalbereich oder im Gesicht, im Frühstadium einhergehend mit allgemeinem Unwohlsein, Fieber, intensivem Brennen, Hautkribbeln sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Insbesondere reifere Frauen sind betroffen – zwei Drittel aller deutschen Gürtelrose-Patienten sind Best Ager 50+.
Kein Zoster ohne Windpockeninfektion
Gürtelrose kann nicht direkt übertragen werden, denn die Faustregel besagt: kein Zoster ohne vorherige Windpocken, keine Erkrankung ohne eine bereits stattgefundene Infektion. Die Erstinfektion mit den hochansteckenden Erregerviren erfolgt durch direkten Kontakt mittels Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Auch bei Immunisierung durch die Windpockenerkrankung verbleibt das Virus mit unterschiedlich langer Latenzzeit im Körper, nämlich in den Nervenwurzeln des Rückenmarks und in den Gehirnnervenknoten. Zur Vorbeugung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) ab dem ersten Lebensjahr zwei zugelassene Standardimpfstoffe als Monoimpfstoffe gegen Windpocken: Varilrix und Varivax. Die Varizelle-Komponente ist zudem Ingredienz des Mehrfachimpfstoffs MMRV ProQuad und Priorix-Tetra. Für ältere Menschen sind derzeit zwei Impfstoffe im fachärztlichen Einsatz: der reaktogene Lebendimpfstoff Zostavax ab 50+ und der studienbelegt wirkverstärkte Totimpfstoff Shingrix ab 60+, sei 2020 auch für Herpes zoster-Risikogruppen 18+.
Gürtelrose-Diagnostik und Therapie
Die diagnostische Befunderhebung beruht auf der klinischen Symptomausprägung. Atypische oder komplizierte Verlaufsformen wie der Zoster generalisatus mit lebensbedrohendem Befall des gesamten Nervensystems können im Verdachtsfall direkte virologische Nachweisverfahren aus den betroffenen Hautläsionen notwendig machen. „Gegen die Symptome können schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen. Antivirale Medikamente gegen den Erreger kommen in der Regel nur zum Einsatz, wenn der Kopf-Hals-Bereich betroffen ist sowie bei Risikopatienten“, erklärt Solveig Haw, Gesundheitsexpertin und Ärztin der DKV. Cremes, Salben und Gel-Präparate, die zum Beispiel Gerbstoffe, Zink, Menthol oder Polidocanol enthalten, lindern zudem den ausgeprägten Juckreiz. Eine frühzeitige medikamentöse Behandlung mit Virostatika, zumeist in Tablettenform, ist bei sehr ausgedehntem Befund angeraten, insbesondere bei Zoster ophthalmicus mit Befall von Gesicht und Augen. Tumorerkrankungen, HIV oder Diabetes mellitus schwächen beständig das Abwehrsystem – auch hier gilt: Betroffene sollten Gürtelrose-Frühwarnzeichen beizeiten ihrem Hausarzt oder einem Dermatologen vorstellen.
Weiterführende Informationen:
Gesundheitsportal-Ratgeber gesund.bund.de; Info-Download Infektionsschutz Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; Jürgen Wude: „Ratgeber Gürtelrose“; Anna Nilsson: „Gürtelrose – Der Ratgeber zu Herpes zoster“
Keine Kommentare