Die südamerikanische Niche Brand FUEGUIA 1833 aus Buenos Aires ist nicht nur sublim verwebte, unaufgeregte Artisan Parfümerie, vielmehr eine Einladung an urbane Nomaden, die empfänglich dafür sind, in den Reichtum indigener Vielfalt einzutauchen. Wir begeben uns auf eine botanische Survival-Exkursion nach Patagonien auf der Suche nach immaterieller Duftessenz, eine olfaktorische Kultivierung einzigartiger exotischer Materialien.
Wandernde Geister, die ich rief
Es war einmal ein kleines Mädchen, Ureinwohnerin Feuerlands vom Stamm der Yámana, die 1830 von Robert FitzRoy, dem britischen Kapitän des Forschungsschiffs HMS „Beagle“, als Geisel nach England verschleppt wurde. Yokcushlu, genannt Fueguia Basket, kehrte auf der „Beagle“ 1833 wieder nach Feuerland zurück, in London unterrichtet in englischen Sitten, religiösen Bräuchen und darüber hinaus in mehreren Fremdsprachen bewandert. Das Schicksal der gewaltsam missionierten, heimatentwurzelt umhertreibenden und schließlich unglücklich gebrochenen Fueguia berührte den jungen Charles Darwin, gleichfalls Passagier der zweiten Forschungsexpedition, und fand Erwähnung in seinen Reisenotizen.
FUEGUIA 1833 thematisiert mit der bewussten Namenswahl die Schattenseiten des Kolonialismus und ist zugleich eine Hommage an die indigenen Völker Südamerikas und das Zeitalter der wissenschaftlichen Forschung. Die Ureinwohner Südamerikas in ihrer angestammten Rolle als Hüter der Pflanzen erfahren in der 2010 in Buenos Aires gegründeten Artisan Luxury Perfumery besondere Wertschätzung – deren lebendige traditionsverhaftete Kultur liefert Impulse aus Historie, Musik, Kunst und Natur. In den sorgfältig formulierten Landschafts- und Kulturportraits verbergen sich olfaktorische Geschichten, eine farbenfrohe Palette exotischer botanischer Rohzutaten.
Im Laboratorium der Parfüms
Markengründer Julian Bedel verwirklichte ein außergewöhnliches ethisches und ethnisch nachhaltiges Duftprojekt, getrieben von fortwährender Neugier, um Unvollkommenes in Nützliches zu verwandeln. Der heute in Mailand beheimatete Mastermind ist nicht nur Selfmade-Botaniker und Parfümeur-Autodidakt, sondern auch Instrumentenbauer, leidenschaftlicher Gitarrensammler, Kunsttischler und Musiker. Seine handwerklichen Kreationen leben von maximaler Rohstoffausschöpfung natürlicher Riechstoffe und erstmals duftchemisch verwendeten Rohmaterialien. Die empirische Herangehensweise gipfelt in vertikalen Produktionsprozessen von der botanischen Feldforschung bis zur handetikettierten Abfüllung in streng reglementierten Chargen von nur 400 Flakons. Auf der eigens errichteten Fueguia Botany, einer 50 Hektar großen Plantage in Uruguay, werden 100 heimische Pflanzen kultiviert und destilliert; das Mailänder Labor umfasst ein Archiv mit mehr als 1.200 exotischen Ingredienzien. Die in massiven Glasstopfen-Flakons abgemischten Unikate der Pura Esencia-Kollektion entstehen gänzlich ohne Filtration, pure Parfüm-Concentrées in naturaromatischen Variationen, gekennzeichnet durch natürliche Sedimenteintrübung.
„Taking in a scent is an act of taking time, it is a slow process, and an evolution. Scent is not an impact, it is a storytelling. It is listening to the perfume.“
Julian Bedel, CEO FUEGUIA 1833
Wo endemische Pflanzenextrakte Bausteine sind
Bedels verflüssigte Imagination von göttlicher Mystik und metaphysischen Ritualen in Synergie mit archaischer Naturgewalt eröffnet in den mittlerweile 115 Kreationen neue fremdartige Dufthorizonte. 10 Kollektionen von Alquimia über Fábula Fauna bis Personajes beherbergen ein akribisch kuratiertes Sammelwerk rarer Olfaktorien. In den weltweiten Galerien, London, Mailand, Tokio, Uruguay oder New York City, betritt der andächtige Besucher einen holzvertäfelten Schrein der geheimen Duftalchemie – gleich Weinkellern lagern die Reagenzglas-überstülpten Exponate auf antiquierten Holzboxen.
„Ambar de los Andes“ (2016) aus der Destinos-Kollektion entspringt einer tropischen Nebelwaldhöhle in den Anden und fasziniert mit seiner transparenten Amber-Note aus Oud, Jasmin und Sandelholz. Im holzig-würzigen „Biblioteca de Babel“ (2010), eine Kreation der Literatura-Sammlung, lassen Chilezeder, wohlduftendes Cabreuva-Öl aus Paraguay und Zimt das pergamentene Mysterium antiker Schreibstuben aufleben. Der holzig-zitrische „Darwin“ (2010) aus der Personajes-Kollektion huldigt dem bedeutenden britischen Naturforscher Charles Robert Darwin. Zedernholz, Vetiver und Grapefruit bewahren das naturalistische Odeur seiner Schiffskabine, bestückt mit Pflanzen, Fossilien und allerlei Kuriositäten. „Yrupé“ (2020), ein neuer Vertreter der Linnaeus-Sammlung, verströmt fruchtig-grünen Botanik-Spirit. Papaya, Guave und lakritzähnliches Paramela-Öl beschwören ein indianisches Naturbiotop, bekränzt von der prachtvoll blühenden Yakaré Yrupé, der argentinischen Santa-Cruz-Riesenseerose.
Das extrem hochpreisige FUEGUIA 1833-Sortiment in reinen Parfüm-Referenzen ist exklusiv in den Flagship-Galerien sowie im Webshop direkt zu beziehen.
Anna M.
•vor 2 Jahren
Ein wunderbarer Artikel über eine mir total unbekannte Nischenmarke. Top!!! Viele Grüße aus Minden
just me & beauty
•vor 2 Jahren
Liebe Anna, auch wir waren fasziniert! Grüße aus der Redaktion