Tod und Überleben in der Schattenwelt, durchdrungen von kulturgeschichtlichem Nationalstolz, Dekadenz und düsterer lyrischer Romantik – Sylhouette Parfums macht sich abtrünnig auf den Weg, dunkelste menschliche Abgründe und Urängste olfaktorisch zu entlarven. Das hochkarätig prämierte unabhängige Parfümstudio aus Vietnam wagt sich seit der Gründung 2018 an die beschirmten Grenzen metaphorischer transformativer Kunstexzesse.
Dunkle Visionen aus dem Nachtschattenreich
Bedrohlich, exotisch, brandgefährlich – das unabhängige vietnamesische Indie-Atelier Sylhouette Parfums spielt unkonventionell grenzüberschreitend mit dem Feuer. Markengründer und Parfümeur Truong Chieu Sy absolvierte mehr als 700 private Auftragsarbeiten mit maßgeschneiderten Bespoke Perfumes, ehe er sich 2018 seinen exklusiven und provozierend effektheischenden Eigenkreationen widmete. Die zumeist streng limitierten Artisan Fragrances in Kleinstchargen basieren ausnahmslos auf hochwertigen natürlichen Rohstoffen und seltenen lokalen Materialien, verewigt in überproportional langlebigen Extraits de Parfum. In den mittlerweile neun olfaktorischen Offenbarungen tanzen hell lodernde Flammen, ein flamboyantes Funkensprühen mit gleichermaßen künstlerischen, theatralischen und poetischen Anleihen. Grundlegende Identitäten hinterfragen philosophische und archetypische Sichtweisen, um auf ihren verqueren, dekadent abschweifenden und zuweilen unheilschweren Wanderungen wahrhaft aufrüttelnde Emotionen zu entfachen.
Bittersüße Essenzen, gebraut aus Blut, Schweiß und Tränen
Aus Schutt und Asche empor, schwingt sich der Art and Olfaction Awards-Gewinner 2024 „Molotov Cocktail“ (2023) auf zu hoffnungsvollen Höhen. Die schaurig hochexplosive, ledrig-rauchig-holzige Kreation blickt geradewegs in das hässliche Antlitz des Krieges, das betroffen machende Trümmerbild einer bis zur Unkenntlichkeit zerbombten Stadtlandschaft. Der betongrau durchlöcherte Sprengsatz hisst die weiße Friedensflagge, bevor er mit schwelend glimmenden Noten von Wodka, Pfeffer, Raucharoma, Schießpulver, verbranntem Gummi und verkohltem Leder, metallischen Akkorden, Blut, Jod, Benzin und Moschus zeitverzögert implodiert. In den bernsteinfarbenen, schwarz etikettierten Essenzen der LES VANITÉS-Kollektion schlummert polemisches Gedankengut, symbolverklärte Poesie aus der Ära der großen französischen Romanciers. „Poème Noir“ (2024) zitiert den rebellischen Moderne-Wegbereiter Charles Baudelaire, gewandet in die zerstörerische Tragik düster umwölkter Lyrik. Die dunkel schattierte Chypre-Komposition ertrinkt in finsterer Nacht in einem Gebräu aus Nachtjasmin Absolue, Nelken Absolue, einem Tinten-Akkord, Tabak Absolue, Tuberose, gereiftem Whisky, Eichenmoos und Moschus.
Auf goldenen Drachenschwingen nach Fernost
„La Peau d’Or“ (2025) appelliert an das stolze hoheitsvolle Kunst- und Kulturverständnis der Asiaten. Die honigfarbene Mixtur mit antikisiertem rostüberzogenem und vergoldetem Cabuchon, eine limitierte Kollaboration mit dem renommierten Nischenparfümhaus Taigrance aus Taiwan, ist gespickt mit raren fernöstlichen Rohstoffen und regional tief verwurzelten Strukturmaterialien auf einem lieblichen Bett von Osmanthusblütenblättern. Angesiedelt im legendären Zeitalter der chinesischen Ming/Qing-Dynastie, erzwingt das herrschaftliche Duftwässerchen eine anmutig liebkosende Berührung fremdartiger Riechstoffe, ein opulent kultiviertes Naturgemälde aus Yuzu, Süßorange, Aprikosenpfirsich, salziger Pflaume, Chinarose, Zimt, Osmanthus Absolue, Jasmin Absolue, Tuberosen Absolue, Gardenien Absolue, Oolong-Tee, Grüntee, Oud aus Vietnam, Tabak Absolue, Buddhaholz und einem Hautakkord.
Sylhouette Parfums ist derzeit nur in asiatischen Concept Stores, Parfümerien sowie über den Taigrance-Markenshop zu beziehen.

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