Experteninterview zum Thema Reiseapotheke mit Erika Fink, Apothekerin und Referentin in der bundesweiten Fort- und Weiterbildung in verschiedenen Landesapothekerkammern
Experteninterview zum Thema Reiseapotheke
Durchfall ist eine der häufigsten Erkrankungen auf Reisen. Wie kann ich sie vermeiden oder behandeln?
Erika Fink: Wir müssen unterscheiden zwischen einem infektiösen Durchfall, der durch sorgfältige Hygiene weitgehend vermieden werden kann, und einem Durchfall, der sich daraus ergibt, dass man ungewohnte Nahrungsmittel nicht verträgt. Infektionen vermeidet man durch Händewaschen, Essen von ausschließlich hitzebehandelten Nahrungsmitteln und Trinken von abgefüllten Getränken und nicht etwa Leitungswasser. Wenn trotzdem Durchfall eintritt, ist er meist mit einem desinfizierenden Durchfallmittel gut zu behandeln. Antibiotika können schlimmstenfalls erforderlich sein, das muss aber im Einzelfall entschieden werden. An die ungewohnte Nahrung gewöhnt man sich normalerweise innerhalb von zwei bis drei Tagen. Vorsichtshalber sollte man in den ersten Tagen etwas essen, das man schon kennt und dann mutiger werden.
Was sollte außer einem Mittel gegen Durchfall in einer guten Reiseapotheke zu finden sein?
Erika Fink: Auf jeden Fall die Arzneimittel, die man sowieso einnehmen muss. Darüber hinaus ein Schmerzmittel, das auch gegen Fieber hilft, ein Mittel, das gleichzeitig gegen Hautrötungen, Sonnenbrand, Insektenstiche und Allergien hilft, ein Haut- und Händedesinfektionsmittel, Sonnenschutz, eventuell ein Mittel zur Insektenabwehr, ein Mittel gegen Verstopfung, wenn man dazu neigt und Pflaster plus Mullverband. Das ist erst einmal die Grundausstattung. Für Spezialurlaube wie Taucher- oder Wanderurlaub muss diese Reiseapotheke noch entsprechend ergänzt werden.
Vor Reiseantritt an den Impfschutz denken
Sollte die Reiseapotheke vor jeder Reise erneuert werden?
Erika Fink: Selbstverständlich. Die Arzneimittel haben ein Verfallsdatum. Das gilt allerdings nur für die nicht angebrochene Packung und für eine Aufbewahrung unter 25°C bis 30°C. Die Reiseapotheke ist also daheim zu überprüfen und angebrochene Produkte wie Cremes und Flüssigkeiten gegebenenfalls zu entsorgen. Tabletten, die einzeln versiegelt sind, müssen entsorgt werden, wenn die Temperatur von 25°C bis 30°C überschritten wurde. Für Kühlartikel gelten strengere Vorschriften. Das steht dann auf der Packung.
Welche Impfungen empfehlen Sie unabhängig vom Reiseziel?
Erika Fink: Gegen Tetanus, Diphterie, Masern und Hepatitis sollte jeder geimpft sein. Jüngere Personen haben in der Regel auch eine Impfung gegen Keuchhusten, Windpocken, HIB und Kinderlähmung, Mädchen auch gegen Gebärmutterhalskrebs. Wichtig ist auch die Impfung gegen die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung, die jährliche Grippeimpfung und die Impfung von älteren Menschen gegen Lungenentzündung. Generell sind bei uns immer noch zu wenige Menschen mit einem vollständigen Impfschutz versehen. Wir müssen daran arbeiten, dass sich das ändert.
Quellenverweis: Das Fachinterview führte medicalpress.de.

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