Forscher gehen davon aus, dass praktisch jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens eine Infektion mit Chlamydia pneumoniae durchläuft. Das kleine umweltresistente Bakterium löst Erkrankungen der Atemwege wie Lungenentzündungen, mutmaßlich auch Arteriosklerose und Asthma aus. Durch Tröpfcheninfektion wird es von Mensch zu Mensch übertragen. Um sich vermehren zu können, muss es zunächst in die Wirtszelle hineingelangen.
Chlamydophila pneumoniae: parasitär, umweltresistent und robust überlebensfähig
Das gramnegative, etwa 0,2 Mikrometer große Bakterium ist eine Spezies aus der Abteilung der Chlamydien und ein weltweit häufiger Auslöser für Lungenentzündungen bei Menschen mit Abwehrschwäche. Der parasitäre Erreger wird aerogen übertragen. Im Normalfall verlaufen Infektionen asymptomatisch und unbemerkt ohne gravierende Beschwerden, zumeist nur mit leichten Halsschmerzen, Heiserkeit oder Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis). Auf Primärinfekte können nach vier bis sechs Wochen postinfektiöse Erkrankungen wie Sehnenscheidenentzündung oder Arthritis nachfolgen. Eine genaue Befunderhebung ist schwierig herzuleiten – ein Chlamydien-Erregerbefall lässt sich jedoch durch Untersuchung von Sekreten des Rachenraums oder Sputums nachweisen. Eine spezielle Blutanalyse zum Nachweis von Antikörpern und Antigenen zur verlässlichen Diagnoseerhebung einer alten oder neuen Infektion ist nach Ablauf von sechs Wochen erneut notwendig.
Ein Bakterium mit komplexem Lebenszyklus
„Würde man das Blut von 60- bis 70-Jährigen untersuchen, könnte man bei 70 bis 80 Prozent Antikörper gegen diese Chlamydien-Art finden“, konstatiert Dr. Tim Fechtner von der FH Münster. Welche komplexen Mechanismen Chlamydia pneumoniae (Chlamydophila pneumoniae) dafür nutzt, ist Gegenstand einer aktuellen Publikation, die von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) zum „Paper of the Month“ gekürt wurde. Einmal im Monat würdigt die DGHM Mitglieder, die an einer herausragenden und hochranging publizierten Veröffentlichung in den letzten drei Monaten beteiligt waren. „A Chlamydia pneumoniae adhesin induces phosphatidylserine exposure on host cells“ wurde in der Fachzeitschrift Nature Communications im Oktober 2019 veröffentlicht. Der Mikrobiologe Dr. Fechtner, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Fachbereich Oecotrophologie – Facility Management der FH Münster, ist einer der Co-Autoren. Mit dem Erstautor Dr. Jan Niklas Galle und dem Co-Autor Prof. Dr. Johannes Hegemann forschte er gemeinsam an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Der Weg in die Wirtszelle
In die aktuelle Publikation sind auch Ergebnisse aus seiner Doktorarbeit, für die Dr. Fechtner mit dem Forschungspreis der Manchot-Graduiertenschule Molecules of Infection (MOI) ausgezeichnet wurde, eingeflossen. „Wir wissen, dass das chlamydiale Oberflächenprotein CPn0473 entscheidend ist, damit das Bakterium in die menschliche Wirtszelle eindringen kann. In der Publikation konnten wir zeigen, dass CPn0473 mit der Membran der Wirtszelle interagiert. Es verlagert ein bestimmtes Lipid, das Phosphatidylserin, von der inneren in die äußere Schicht der Zellmembran“, erklärt Dr. Fechtner. Dadurch werde die Aufnahme des Bakteriums unterstützt und eine Infektion erst ermöglicht. Die neue Erkenntnis dabei sei, dass ein bakterielles Oberflächenprotein direkt mit der Innenseite der Zellmembran interagiere. Die Existenz von CPn0473 hatte Tim Fechtner im Rahmen seiner Doktorarbeit entdeckt.
Das fünfköpfige Autorenteam kommt zu der Schlussfolgerung, dass der Wechsel von Phosphatidylserin von der inneren in die äußere Schicht der Wirtszellmembran neue Ansatzpunkte für die Therapie gegen chlamydiale, aber auch weitere bakterielle und virale Infektionen eröffnen könnte.
Quellenverweis: Pressestelle FH Münster, University of Applied Sciences
Links zum Fachthema:
Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM): Paper of the Month https://www.dghm.org/aktuelles/paper-of-the-month/; Nature Communications: „A Chlamydia pneumoniae adhesin induces phosphatidylserine exposure on host cells“
https://www.nature.com/articles/s41467-019-12419-8
Lea Yonest
•vor 2 Jahren
Hatte vor ca. 1 1/2 Jahren mit dieser Infektion zu kämpfen. Ist echt nicht angenehm, aber dank Antibiotika hab ich sie schnell wieder los bekommen. Das größte Problem ist, mit solchen Problemen zum Arzt zu gehen. Leider schämt man sich in solchen Fällen.
Das wird mir aber nicht mehr passieren.
Grüße Lea
just me & beauty
•vor 2 Jahren
Liebe Lea, danke für die offenen Worte. Grüße aus der Redaktion