Manche Anbieter von Human Growth Hormone-Präparaten überschlagen sich förmlich mit Superlativen für ausgewiesene Wunderwirkungen. Doch wie leistungsfähig ist das körpereigene Wachstumshormon wirklich und was verbirgt sich hinter der Anti-Aging-Nahrungsergänzung „Super HGH“?
Nahrungsergänzung mit ausgelobtem Jungbrunneneffekt
Die Ergebnisse der Stiftung Warentest lassen hochgepriesene Anti-Aging-Cremes häufig ganz schön „alt“ aussehen. Nur wenige Cremes können im direkten Labortest mit dem Prädikat „gut“ glänzen – oftmals aus dem Warenangebot bekannter Niedrigpreis-Discounter. Alarmierende Zahlen bei vielfach unzulänglichen Produkten. Schadstoffe und Allergenauslöser werden entdeckt. Die Note „mangelhaft“ erhalten auch Produkte mit Formaldehydabspaltern, halogenorganischen Verbindungen oder gesundheitsbedenklichen Diethylphthalaten. Ist weniger Chemie nun wirklich gesünder?
Natürliche Gesundheit mit der Wirksamkeit einer Anti-Aging-Formel verspricht zumindest das Nahrungsergänzungspräparat „Super HGH“ eines US-Herstellers. Das Prinzip: Super HGH – die Abkürzung für Human Growth Hormone, übersetzt menschliches Wachstumshormon – aktiviert mit ausgewogenen Ingredienzen die Produktion des körpereigenen Jugendhormons. In die laut Hersteller nebenwirkungsfreie Zusammensetzung flossen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse der Anti-Aging-Medizin, die umfangreiche Testergebnisse am Probanden mit positivem Nutzenaspekt belegen. Was steckt drin? Ein Amino Peptid-Komplex mit Glutamin – die häufigste freie Aminosäure im menschlichen Körper – kurbelt die HGH-Produktion an, Phosphatidyl Choline, ein Hauptbestandteil des Lecithins, erhöht die Gedächtnisleistung und Naringinine, ein Citrus-Flavonoid, fungiert als wirksames Antioxidans, hemmt als Enzymblocker Heißhungerattacken und hilft somit, das Körpergewicht zu regulieren.
Was ist eigentlich HGH?
Das Wachstumshormon oder auch somatotrope Hormon (STH), das im Hypophysenlappen gebildet wird, ist ein kleines, proteinartiges Hormon (Peptid), ähnlich dem Insulin, welches auf kein bestimmtes Organ wirkt. HGH wird in sehr kurzen Impulsen während der ersten Stunden des Schlafes ausgeschüttet, bleibt nur wenige Minuten im Kreislauf und ist sehr schwer direkt zu messen. Es gelangt schnell in die Leber und wird in Somatomedin-C umgewandelt – ein anderes kleines Peptidhormon, auch bekannt als insulinartiger Wachstumsfaktor 1 oder IGF-1. Somatomedin-C ist verantwortlich für die meisten Aktivitäten des Wachstumshormons im Körper. Der Somatomedin-Spiegel ist sehr viel stabiler und kann im Labor gemessen werden.
Wenn die Hormonproduktion abnimmt
Während der Pubertät ist die Produktion des HGHs am höchsten. Im Erwachsenenalter wird es in geringerem Umfang produziert, doch wirkt es nicht mehr wachstumsfördernd sondern leicht anabol, also muskelbildend sowie stärkend auf Bindegewebe und Sehnen. Ab zwanzig nimmt die Wachstumshormonproduktion immer mehr ab, durchschnittlich um 14 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Mit sechzig ist es nicht ungewöhnlich, dass ein 75-prozentiger Verlust oder mehr gemessen wird. Der physische Verfall im Alter korreliert direkt mit der verminderten Ausschüttung des Wachstumshormons durch die Hypophyse. Seit einigen Jahren wird das Humane Growth Hormone zur Behandlung des Zwergwuchses gentechnologisch hergestellt.
Die positiven Wirkungen von HGH auf den gesamten Organismus sind äußerst vielfältig. HGH kann zur Stärkung des Immunsystems, zur Verbesserung der Libido und der sexuellen Leistungsfähigkeit, zum Aufbau von Knochen und Muskulatur, zum Abbau von Fettgewebe und zur Cellulitereduktion beitragen. Darüber hinaus kann das Human Growth Hormone zur Senkung des Bluthochdrucks und des Cholesterins, zur Faltenglättung und Verbesserung der Haarqualität, zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit, in der Behandlung von Depressionen, bei Burnout-Syndrom und Schlafstörungen sowie zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall eingesetzt werden.
HGH-Check im Kneiftest
Ein einfacher Kneiftest kann erste Hinweise geben, ob eine sogenannte HGH-Harmonisierung angeraten ist: Kneifen Sie mit Zeigefinger und Daumen die Haut an Ihrer Handoberfläche fest für fünf Sekunden. Zählen Sie die Sekunden nach dem Loslassen bis die Hautfalte wieder verschwindet. Durchschnittszeiten und Richtwert: 45-50 Jahre: 5 Sekunden, 60 Jahre: 10-15 Sekunden, 70 Jahre: 35-55 Sekunden. Dauert es länger, spricht dies für einen niedrigen HGH-Spiegel oder Flüssigkeitsmangel.
Hände weg von Selbsttherapien!
Bei allen positiven Nebeneffekten sind dennoch Vorsicht und Umsicht im Umgang mit synthetischen HGH-Zugaben geboten. Weil durch die künstliche kontrollierte Zufuhr von HGH die körpereigene Produktion stark zurückgeht, muss stetig für kostenintensiven Nachschub gesorgt werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass man sich nach dem Absetzen der HGH-Dosierung sehr rasch müde und schlapp fühlt. Auch dramatische Nebenwirkungen wurden nach Langzeittherapie mit HGH beobachtet: Leber- und Knochenschäden oder die Förderung der Stoffwechselkrankheit Diabetes stehen in der Negativbilanz.
„Die Schönheit der optischen Erscheinung im Auge des Betrachters ist ein Moment, von dem wir uns unbewusst stark beeinflussen lassen."
Dr. Bernd Klesper
Ob nun die wohldosierte Einnahme von speziellen Ergänzungspräparaten dazu beitragen kann, den „Alterungscode“ tatsächlich zu knacken, sei dahingestellt – ohne eine lebensbejahende Grundeinstellung fehlt der Antriebsmotor zum Better-Aging. „Die Schönheit der optischen Erscheinung im Auge des Betrachters ist ein Moment, von dem wir uns unbewusst stark beeinflussen lassen“, sagt dazu der Hamburger Schönheitsspezialist Privatdozent Dr. Bernd Klesper. Der erste positive Eindruck zählt, doch das Alter spielt letztlich eine sekundäre Rolle, wenn jugendliche Ausstrahlung, Vitalität und Fitness ein harmonisches Gesamtbild ergeben.
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