Allergien, ausufernde krankhafte Abwehrreaktionen des Immunsystems auf ungefährliche körperfremde Umweltstoffe, sind häufige Erkrankungen. Laut Robert-Koch-Institut leiden mehr als 15 Prozent aller Deutschen an Heuschnupfen, dem prominentesten Vertreter der Inhalationsallergien.
Zunahme allergischer Erkrankungen
Gleich vorneweg, es gibt kein explizites Allergie-Gen – jeder Allergie geht eine im Blut nachweisbare Sensibilisierung voraus. Die Rate der Sensibilisierung auf Heuschnupfen verursachende Inhalationsallergene ist in westlichen Bundesländern höher als in Deutschland-Ost, bis Ende der 1990er Jahre ist ein Anstieg von mehr als 30 Prozent verzeichnet, derzeitige Tendenz steigend. Die besorgniserregende weltweite Zunahme allergischer Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen beruht mangels schlüssiger Erklärungen auf Forschungsthesen. Zu den Hauptfaktoren zählen übersteigerte Hygienemaßnahmen insbesondere in westlichen Industrieländern, der Rückgang parasitärer Erkrankungen und damit eine Umprogrammierung des Immunsystems auf harmlose Strukturen mit zugleich verstärkter Immunglobulin E-Antikörperbildung, die Zunahme von Umweltverschmutzungen wie Rußpartikel und Feinstaub sowie die Vermehrung des Pollenflugs durch die Erderwärmung. Der Anstieg von Allergien wird ferner im Zusammengang mit höherer Schadstoffbelastung, einer milbenfreundlichen Isolierung von Wohngebäuden, aber auch durch die Veränderung der Bakterienflora, Antibiotikamedikation, den steigenden Konsum exotischer Lebensmittel und den allgemeinen Wandel der Lebensgewohnheiten beobachtet.
Vom Allergen zur allergischen Erkrankung
Zur Ursachenbestimmung allergischer Erkrankungen werden genetische und nicht genetische Faktoren unterschieden. Genetische Faktoren sind etwa eine Veranlagung zur Überbildung von allergenspezifischen Antikörpern oder die eingeschränkte Aktivität Regulatorischer T-Zellen, verantwortlich für die Steuerung der Selbsttoleranz des Immunsystems. Nicht genetisch verortete Ursachen sind eine gestörte Barrierefunktion durch eine unmittelbare Konfrontation unter schädigenden Bedingungen, beispielsweise berufsbedingter Natur, sowie eine stressinduzierte Immunschwäche. Allergieauslöser sind Allergene, Antigene, nämlich als fremd erkannte harmlose Substanzen, die eine Immunantwort auslösen. Bei einer Allergie handelt es sich allerdings um eine fehlgeleitete, überempfindliche Körperreaktion.
Allergene sind zumeist Polypeptide oder Proteine, eingeteilt nach Quelle, Art des Kontakts, allergener Potenz, Pathomechanismus (Genese) oder ihrer vorhandenen Aminosäuresequenz in Gruppen oder Proteinfamilien. Allergene können mittels Inhalation, orale Aufnahme, über den Verdauungsprozess, Hautkontakt oder durch Injektion aufgenommen werden. Allergische Krankheitssymptome machen sich erst nach Ablauf der wenige Tage bis Jahre andauernden Sensibilisierungsphase bemerkbar. Ein vollständiges Vermeiden allergener Auslöser ist nicht möglich, jedoch sorgt das Begrenzen der Sensibilisierung für größtmögliche Prophylaxe, angefangen beim Arbeitsschutz bis hin zum erwiesenen Immuntraining durch das Halten von Haustieren als Allergenüberträger auf den Menschen.
Allergiesymptome und Systematik
Allergiesymptome können mit mildem bis schwerwiegendem und sogar lebensbedrohlichem Verlauf einhergehen. Je nach Exposition mit unterschiedlicher Ausprägung, saisonal oder ganzjährig, auch in Mischformen, die den gesamten Organismus betreffen können. Weitverbreitet sind Inhalationsallergien vom Soforttyp, bezeichnend das Volksleiden Heuschnupfen, übertragen durch Pollenallergene, Pilzsporen, Speichel, Kot, Urin, Schweiß, Mehlstaub, Milbenkot, Federstaub oder Harze. Diese verursachen primär Atemwegssymptome wie Hustenreiz, Bindehautentzündung oder Bronchialasthma. Ingestionsallergene werden durch Mund oder Verdauungstrakt aufgenommen – Symptome einer Arznei- oder Nahrungsmittelallergie können akut oder spätfolgend auftreten. Hierzu zählen Verstopfung, Brechdurchfall und Koliken, möglich sind überdies Haut- und Atemwegssymptome. Die Sensibilisierung gegenüber biologisch oder chemisch verwandten Substanzen wird als Kreuzallergie bezeichnet. Eine Allergie kann systemische Reaktionen am gesamten Körper auslösen – deren wissenschaftliche Systematik erfolgt nach ihrem Pathomechanismus, eingeteilt in vier Typen: Typ-I-Allergie, häufigste allergische Sofortreaktion, der zytotoxische Typ-II-Allergie, der Immunkomplextyp Typ-III-Allergie und der Spättyp Typ-IV-Allergie in zweithäufigster Ausbildung.
Allergiediagnostik beim Dermatologen
Eine sichere Allergiediagnostik, durchführt vom Dermatologen oder spezialisierten Allergologen, ist unter Berücksichtigung der klinischen Beschwerden und einem positiven Allergietest angezeigt. Bewährte Standarduntersuchungen sind Hauttests wie der Pricktest, der Reibetest bei sensibler Haut und der Epikutantest. Darüber hinaus werden mittels Provokationstests eine Unverträglichkeit und das Beschwerdebild dieser Unverträglichkeit nachgewiesen. Weiterhin geben Blutuntersuchungen Aufschluss über eine vermehrte Bildung von IgE-Antikörpern. Allergenkarenz, also das strikte Umgehen, zumindest die weitreichende Verringerung der Allergenbelastung, ist die erste therapeutische Maßnahme, um Allergien zu vermeiden. Medikamentöse Behandlungen mildern oder verhindern das Auftreten allergischer Symptome, bewirken aber keine Heilung der allergischen Erkrankung. Antiallergika wie Antihistaminika, Adrenalin, Glukokortikoide, pflanzliche Wirkpräparate oder homöopathische Hausmittel werden je nach Krankheitsbild und Schweregrad in unterschiedlichen Darreichungsformen angeboten. Die Anwendung erfolgt sowohl prophylaktisch, im akuten Bedarfsfall als auch dauerhaft. Patienten, die einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock erleiden könnten, sollten stets ein verschreibungspflichtiges Notfallset mitführen.
Weiterführende Infos und Buchlektüre:
Prof. Dr. med. Claus Schulte-Uebbing: „Allergien natürlich behandeln“; Helga Schimmer: „Allergien“; Franz Thews: „Traditionelle Chinesische Medizin/Allergien“; Allergie-Ratgeber im IQWiG-Webportal Gesundheitsinformation.de; Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB) Web-Kontakt
No Comments